Südkurier: Radsport sucht neue Wege

Der Velo- und Motorfahrer-Club (VMC) Konstanz möchte moderner und attraktiver in die Zukunft gehen. Er will seine Struktur auf ein breites Fundament stellen und hat sportlich ein großes Ziel, wieder einen aktiven Rennfahrer zu stellen.

Der VMC hat sich viel vorgenommen. Seit kurzem ist Heiner Knittel Präsident des Vereins und zusammen mit seinen Kollegen aus dem Verwaltungsrat, Martin Merkler (Fachwart Rennsport) und Bernd Fidelak-Jägg (Kassier), blickt er nach vorne. Die Verantwortlichen wissen, dass es auch für Radsportvereine nicht leichter wird. Anders als beim Tennis, die Zeit von Boris Becker und Steffi Graf war irgendwann vorbei, litt der Radsport unter zahlreichen Dopingskandalen. Das Image war nachhaltig beschädigt und das Interesse bei der Jugend bröckelte weg, erklären die Verantwortlichen des VMC: „Uns fehlt der Unterbau.“

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Königsdisziplin beim VMC: Moritz Hundsdörfer, Joschka Peeters und
Christoph Gutjahr (von links) kämpfen um den Ball

Weil das fehlt, „wollen wir das von unten heraus aufbauen, damit eine gesunde Nachwuchsstruktur entsteht“, sagt Bernd Fidelak-Jägg. Das will der Verein mit neuen Angeboten erreichen, ohne die etablierten aus den Augen zu verlieren. Der Kassier selbst steigt einmal wöchentlich innerhalb von Schul-AGs mit Schülern aus Hilzingen, Allmannsdorf und Radolfzell aufs Fahrrad. „Da spielt uns die Ganztagsschule in die Hände“, sagt er. Die Schulen hätten wegen Kräftemangels seine Anfragen, den Radsport zu den Kindern und Jugendlichen zu bringen, begeistert aufgenommen. Ein Akrobat auf dem BMX will innerhalb des Vereins Kurse anbieten. Präsident Heiner Knittel denkt an die Aufnahme einer Downhill/Dirt-Bike-Sparte. „Das sind Beispiele für modernen Radsport“, betont er. Den Kunstreigen, Kunststücke auf dem Rad, gibt es beim VMC längst nicht mehr.

Beim vorhandenen Angebot will der Velo- und Motorfahrer-Club den Rennsport voranbringen. Zu diesem Zweck seien weitere Trainer für Rennrad und Mountainbike ausgebildet worden. „Im Moment haben wir keinen aktiven Rennfahrer“, sagt Heiner Knittel. Das soll sich ändern, und daran arbeitet Rennsport-Fachwart Martin Merkler. Einher geht die Arbeit an der Außenwirkung des Sports. Soll heißen: Wenn das City-Radrennen am 11. Mai auf der Laube stattfindet, wird das Reglement für die Zuschauer wie auch Teilnehmer attraktiver. Beim Sprintercup gewinnt, wer vorne liegt. „In kurzer Zeit passiert viel“, blickt Merkler voraus. Bislang war der Modus nur etwas für Kenner. Das Hauptaugenmerk soll bei dem Rennen generell auf Schüler, Amateure, Senioren, auf Jedermänner (nicht lizenzierte Fahrer) liegen. Ein Bundesligarennen wie im vergangenen Jahr wird es nicht mehr geben. „Wir könnten das personell nicht mehr stemmen“, erklärt Präsident Knittel.

Neben dem Ausbau der Mitgliederbasis haben Heiner Knittel und seine Mitstreiter einen weiteren großen Wunsch: Ein größeres Spielfeld, elf mal 14 anstatt der vorhandenen neun mal elf Meter, für die sportlich sehr erfolgreichen U15-Radballer des Vereins. Das bedeutete zugleich eine größere Radsporthalle am Tannenhof. Nur aus Mitgliedsbeiträgen, Vermietung der Halle und aus der Vereinsgaststätte werde sich das nicht finanzieren lassen. Es geht nicht ohne Gönner. Vielleicht hat der VMC bis in drei Jahren ausreichend Geld gesammelt: zum 125. Geburtstag.

Das ist der VMC Konstanz

Vergangenheit: Der erste Fahrradclub in Konstanz war der „Radfahrerverein Frohe Wanderer Constantia 1886“. Neun ausgetretene Mitglieder gründeten den Velo-Club Konstanz 1892, aus dem später der Velo- und Motorfahrer-Club (VMC) Konstanz hervorging. Die Vereinsjahre waren mitunter turbulent. 1925 zählte der VMC laut Vereinsgeschichte sagenhafte 1435 Mitglieder. Grund war: Nur Radsportler – als Vereinsmitglieder waren sie das – durften mit ihrem Drahtesel ohne große Formalitäten in die Schweiz einreisen. 1932 entstand die Radsporthalle am Tannenhof. Ab Ende der 1950er Jahre bot der VMC auch Motorrad-Wanderfahrten an. 1988 war der Anbau an der Halle mit Vereinsheim, Gaststätte und Radwerkstatt fertig.

Gegenwart: Der VMC zählt heute laut Präsident Heiner Knittel rund 100 Mitglieder. Er richtet Radsportwettkämpfe aus wie das City-Radrennen am 11. Mai auf der Laube und wirkt innerhalb der Radsport-Interessengemeinschaft Hegau beim Sparkassen-Nachwuchs-Cup mit. Der Verein hat sich um die Ausrichtung des Helmut-Walther-Pokal beworben. Der VMC bietet Radball, Rennsport und Breitensport an, weitere Disziplinen sind geplant. Mehrere Gruppen treffen sich regelmäßig zu Ausfahrten.

(Aus "Südkurier", Ausgabe vom 06.05.2014 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung)