Die 60 jährige Geschichte des Velo-Klub

(Jubiläumsschrift von Adolf Oettinger, vermutlich 1942)
(neu bearbeitet und ergänzt im August 1952 von Georg Ziemehl)

Der alte Veloklub 1892

Langsam und gemütlich gingen die Menschen des vorigen Jahrhunderts ihrer Tätigkeit nach. Keiner riss sich – wie man zu sagen pflegt – ein Bein heraus, man lebte und liebte, man as und trank was einem schmeckte, man feierte die Feste am laufenden Band – kurzum man war lebensfroh und lebenslustig. Mit den Volksgenossen der näheren und weiteren Umgebung, speziell auch mit denen der Schweiz hatte man eine rege Freundschaft, die insbesondere bei den gegenseitigen Festen in einer ausserordentlich frohen Stimmung zum Ausdruck kam. In dieser gemütlichen Zeit vor 60 Jahren ging man daran, dem einige Jahre vorher neu aufgekommenen Verkehrsvehikel, dem Fahrrad oder Velociped durch die Gründung von Fahrrad-Vereinen eine grössere Verbreitung zu verschaffen.

Weitblickende Männer haben die Bedeutung des Fahrrades für unser gesamtes wirtschaftliches und sportliches Leben erkannt und sich der anfangs recht zaghaften und bescheidenen Bewegung zur Verfügung gestellt. In allen bedeutenden Städten Deutschlands wurden Fahrradvereine gegründet und die neue Sportart huldvollst empfohlen. Weil die Fahrräder damals noch sehr teuer waren, konnten aber nur bestimmte Volksgenossen an die Anschaffung denken.

Auch in Konstanz, der alten Kulturstätte am Bodensee, wollte man der Bewegung zu Gunsten des Fahrrades seinen Tribut zollen. Im Jahre 1886 gründeten Konstanzer Bürger den ersten Radfahrer-Verein. Über demselben waltete jedoch kein guter Stern; Unstimmigkeit entzweite die damaligen Mitglieder.

Und so versammelten sich am 6. Mai 1892 im Hotel Schönebeck (dem jetzigen Geschäftshause der Oberrheinischen Bank auf dem Bahnhofplatze) wiederum 9 sportbegeisterte, aus dem erstgegründeten Verein ausgetretene junge Männer und gründeten den Veloklub Konstanz. Die Gründer waren die Sportkameraden:

Ch. Lorrain, C. Mannhart, A. Heim, M. Bandel, W. Ehinger, J. Schönebeck, M. Amberger, S. Schatz

Die 9 Gründer wählten eine Vorstandschaft von 4 Personen und zwar wurde

  • Vorstand: Ch. Lorrain
  • Schriftführer: M. Bandel
  • Kassier: H. Amberger und
  • Fahrwart: C Mannhart

Die Gründung wurde entsprechend gefeiert und mit Begeisterung ging man daran, die Zwecke und Ziele des Klubs in die Tat umzusetzen.

Jede Woche war eine pflichtmässige Ausfahrt und jeden Monat eine Versammlung. Schon zwei Monate nach der Gründung wurde am Sonntag, den 10. Juli 1892, vormittags 11 Uhr ein Korso durch die Strassen der Stadt Konstanz gefahren.

Das Erscheinen einer Radlergruppe oder auch nur eines einzelnen Radlers war in damaliger Zeit eine Seltenheit. Man bewunderte eine solche Erscheinung ungefähr so wie man die ersten Auto und Kraftwagen oder den ersten Zeppelin bewunderte. Das erste Vereinslokal war das Hotel Schönebeck, das spätere Vereinslokal das Restaurant Grüneberg und dann das Restaurant Sack.

An vielen Sonn- und Feiertagen unternahmen die sportbegeisterten Radler Ausfahrten als Werbefahrten in die nähere und weitere Umgebung unserer schönen Bodenseegegend. Hoch zu Ross ging es durch Stadt und Land und mancher Pegasus-Jünger sah mit einem gewissen Neid auf die schmucken Radler, die sich aus eigener Kraft und mit Windeseile fortbewegen konnten. Ab und zu gab es auch ein Wortgeplänkel mit denjenigen Volksgenossen, die sich nicht rasch genug von der staubbedeckten Strasse auf den schützenden Gehweg verziehen konnten.

In den Wintermonaten lies die Sportbegeisterung etwas nach um dann im Frühjahr desto mehr einzusetzen. Der damalige schlechte Zustand der Strassen vermochte nicht, die Sportfreunde von ihren planmässigen Ausfahrten abzuhalten.

Das 1. Stiftungsfest feierte man am 6. Mai 1893 im Klein-Venedig mit einem Nachtessen zum Preise von Mk. 1.50. Zum 2. Stiftungsfest tagte man 1894 im Sack, wo es – wie die Vereinsgeschichte ausweist – ein sehr gut zubereitetes Nachtessen mit zwei Gängen gab. Sie sehen also, dass die damaligen Zeitgenossen zu leben verstanden.

Im gleichen Jahre also 1894 wurde das 1. Vereinsbanner angeschafft und am 6. August mit einem Radlerfest feierlich eingeweiht. Die Kosten des Banners wurden in der Hauptsache durch freiwillige Spenden aufgebracht.

Als Radlerfestanzug war damals für die Teilnehmer vorgeschrieben: schwarzer Radleranzug mit kurzer Hose, Halbleder-Schuhe und schwarze Strümpfe, Stehkragen mit schwarzer Krawatte, weisse Glacelederhandsohuhe und weisse Sportmütze. Später wurde dann der sogenannte Galaanzug beschafft, der aus einem weissen Anzug, weisser Mütze und einer blauen Schärpe bestand. Die Räder trugen Blumenschmuck und vor dem Lenker eine in fliegender Form, mit Federung versehen zum Anbringen am Laternenhalter, ausgestopfte Möwe, die sich dann schwingend während des Fahrens bewegte.

In der Generalversammlung des Jahres 1895 zählte der Klub 52 Mitglieder. Als im gleichen Jahr der See zugefroren war, sah man auf der Eisfläche auch Radler sich herumtummeln. Als besonderes Ereignis des Jahres 1896 ist in der Vereinschronik notiert, dass die Klubmitglieder aus Anlass des 70. Geburtstages des Grossherzoges am 9. Sept. bei dem Festzug, den die Stadt Konstanz ihrem grossherzoglichen Gönner veranstaltete, einen sehr schönen Korso fuhren. Im übrigen bestanden die obligatorischen Vereinsfestlichkeiten fast in jedem Jahre aus einem Wintervergnügen, einem Herrenabend, einer Faschingsfeier, einem Stiftungsfest, dem Besuch diverser Radfahrfeste, einem Hasen- und einem Rehessen. Alle Festlichkeiten waren gut besucht. Nur einmal musste, wie der Schriftführer beschämt notiert, ein Schneckenessen ausfallen, weil keine Besucher seitens der Klubkameraden erschienen waren.

Die Vereinsleitung lag bis zum Jahre 1898 in den Händen des Herrn Lorrain, von 1898 ab schwang Herr Kaufmann C. Mannhart – den ja die meisten von Ihnen noch gekannt haben – die Präsidentenglocke. Auch über die Grenzen der Vaterstadt hinaus wurde der Veloklub Konstanz bekannt durch seine Teilnahme an den grossen deutschen Radfahrerfesten. Man besuchte die Kongresse der deutschen Radfahrer Union in Mainz im Jahre 1899, in Strassburg im Jahre 1900, in Augsburg im Jahre 1901, in Ulm im Jahre 1902, in Mannheim im Jahre 1905 und in Nürnberg im Jahre 1904 sowie die grossen Radfahrerfeste der schweizer Sportfreunde.

Es scheint aber dann, dass sich der echte Sportgeist zu verflachen begann, denn die Einträge in der Vereinschronik wiesen immer wieder auf den schwachen Besuch der Versammlungen und das mangelnde Interesse an den sportlichen Veranstaltungen hin. Die Generalversammlung des Jahres 1906 (6.April) konnte nicht abgehalten werden, weil ausser dem Vorstand, dem Schriftführer und dem Kassier überhaupt niemand erschienen war. Man beschloss kurzerhand die Vereinstätigkeit vorerst ruhen zu lassen. Erst nach 17 Jahren also im Jahr 1923 hat der alte Veloklub sich wieder bescheiden zusammengefunden.

Bei dieser Gelegenheit ist zu bemerken, dass sich heute noch 2 Sportkameraden vom alten Veloklub in unseren Reihen befinden und zwar die Kameraden Herr Selig und Herr Wirth.

Velo-Klub (Petershausen) 1904

Inzwischen hatte sich in Petershausen, der aufblühenden Vorstadt von Konstanz, im Jahre 1903 ein Jugendfahrer Verein gegründet, der von unserem verstorbenen unvergesslichen Helmut Hienerwadel geleitet wurde.

Aus diesem Jugendradfahrer Verein entstand 1904 der Veloklub Petershausen. Im Bilgerbräu wurde die Gründung von l7 Sportfreunden vorgenommen. Gründungsmitglieder: Ludwig Egler, Otto Stöhle, Bruno Dreher, Nikolaus Maurer, Helmut Hienerwadel, Hermann Wettstein, Julius Thoma, Emil Schreiber, Fritz Roder, Pius Bebholz, Anton Schreiber. Wilhelm Reichle, Josef Weber.

  • Als Vorstand wurden Otto Stöhle
  • als Schriftführer Bruno Dreher
  • als Kassier Nikolaus Maurer und
  • als Fahrwart Helmut Hienerwadel

gewählt.

Mit frischem Mut und sportlicher Begeisterung huldigte die junge Radlerschar dem idealen Radsport.

Im gleichen Jahre wurde dann der Hegau Radfahrer Verband gegründet, dessen Vorgänger wiederum der im Jahre 1892 gegründete süddeutsch-schweizerische Radfahrer Verband gewesen ist.

Das Strassenbild von Konstanz sah immer mehr Radler und auch in den Bezirksorten entstanden nacheinander Radfahrer Vereine.

Im Jahre 1905 trat Kamerad Otto Rieble in den Velo Klub ein, wurde bald Kassier und übte dieses nicht leichte Amt treu und gewissenhaft 20 Jahre aus.

Vorstand war damals Sportkollege Pius Rebholz, Schriftführer Wilh. Sorg, Fahrwart Sprich als Nachfolger von Sportkollege Hienerwadel, der damals seiner Militärpflicht genügen musste. Die Zusammensetzung der Vorstandschaft blieb dann in den Jahren 1906 und 1907 die gleiche.

Der erste Festanzug war grau und der zweite spätere Anzug für die Radler des Veloklubs bay. blau. Als Übungslokal für die Reigenfahrer wurde der Burghofsaal benutzt.

Im Jahre 1908 nahm erstmals der Jüngling Bernhard Hagen mit grossem Interesse an einer Versammlung des Veloklub Petershausen teil. Es ist dies unser heutiger Ehrenvorstand und Festpräsident Bernhard Hagen, dessen Tätigkeit für unseren Sport im Allgemeinen und für unseren Veloklub im Besonderen im Laufe dieser 44 Jahre so bedeutungsvoll geworden ist.

Im gleichen Jahre also 1908 fand im Bilgerbräu die Bannerweihe statt, mit welcher ein Korsofahren, ein Gruppenfahren sowie ein Langsamfahren verbunden war. Die Kosten des Banners wurden in der Hauptsache durch freiwillige Spenden sowie durch eine nahmhafte Spende des verstorbenen Kommerzienrat Priem aufgebracht.

Sportkamerad Schneider war damals Vorstand, den dann in den folgenden Jahren Sportkollege Kreuzer ablöste, der über 10 Jahre lang dieses Amt innehatte.

Schriftführer war damals Sportkollege Karl Lenz, Kassier Otto Rieble und Fahrwart wiederum Sportkollege Helmut Hienerwade1, zweiter Fahrwart Wilh. Reichle, Bannerwart Adolf Datz.

Ausfahrten, Gruppenrennen, Langsamfahren, Reigenfahren, Bannerweihen und Wanderfahrten wechselten in bunter Folge miteinander ab und spornten die Sportfreunde zu immer regerer Radsporttätigkeit an.

Erwähnt sind hier die grossen Verbandsfeste in Tuchtlingen 1909, Ühlingen 1910 und Welschingen 1912, wo der Klub immer die ersten Korso- und Dekorationspreise erringen konnte. Mit den Schweizer Sportfreunden in Kreuzlingen und Ermatingen waren gute sportliche Beziehungen die in vielen gemeinsamen Ausfahrten das herzliche Einvernehmen zum Ausdruck brachten.

Mitten in dieser Zeit sportlichem und wirtschaftlichem Aufstiegs platzten die Bomben von Sarajewo, was den Auftakt zu dem gewaltigen Weltkrieg 1914-1918 bedeutete.

Die älteren Semester von uns wissen noch aus Erfahrung wie damals das ganze deutsche Volk, besonders aber die deutsche Sportjugend in vaterländischer Begeisterung zu den Waffen eilte. Das rege Sportleben der Vorkriegszeit hörte auf einmal auf und an die Stelle der friedlichen Kulturarbeit trat der harte Kampf mit den Waffen auf dem Schlachtfelde. Im Osten und Westen, im Süden und Norden, auf dem Meere und in der Luft zeigte die deutsche Wehrmacht, dass sie auch einer Welt von Feinden gewachsen war. Unermüdlich standen auch die Sportfreunde in der Heimat auf ihrem Posten.

In steter Hilfsbereitschaft wurden tausende von Feldpostbriefen und Päckchen durch Sportkollege Otto Rieble und seine getreuen Helfer an die Front und in die Lazarette geschickt. Wenn trotz dieses gewaltigen und heroischen Kampfes dem deutschen Volke der Endsieg versagt blieb, so lag die Schuld nicht an den heldenhaften Kämpfern.

Bald nach Beendigung des Weltkrieges sammelte der Veloklub wieder seine getreuen Sportfreunde und frohen Mutes und grosser Zuversicht ging es wieder an die Aufbauarbeit für unseren schönen Sport. Man gründete bald wieder eine Reigenmannschaft, die Kamerad Hienerwadel leitete.

In Jahre 1920 trat Julius Martin in die Reihen des Veloklub ein und wurde bald zweiter Fahrwart. Mit ihm kam ein weiterer sportlicher Schwung in die Reihen der jungen Sportler und seither ist Martin im Veloklub unermüdlich tätig. Am l. Oktober 1925 erschien zum ersten mal Willi Köberlin in einer Versammlung des Veloklub. Er hat seither so ziemlich alle Chargen durchwandert, war langjähriger Kassenprüfer, Vergnügungskomnissär, Theaterdirektor, Schauspieler, Komiker usw. und von 1939 bis 1945 Kassier.

1. Vorstand war damals Sportkollege Ernst Kreuzer, 2. Vorstand Carl Lenz, Kassier Otto Rieble, l. Fahrwart Helmut Hienerwadel, 2. Fahrwart Wilhelm Reichle, Schriftführer abwechlungsweise Sportkollege Schroff, der nach Amerika auswanderte, und Fritz Reif. Auch einem Sportkollegen der in diesem Jahr auswanderte darf gedacht werden Alfred Kreuz.

Im Jahre 1921 erfolgte die Gründung einer Saalsport-Reigenmannschaft, die im Restaurant Schweizergrenze im Paradies übte. Das Vereinslokal war bei Gründung im Bilgerbräu und nachher in der neuen Welt und wurde dann nach dem Gasthof Constantia, Mainaustrasse, verlegt.

Im Jahre 1922 wurde in Konstanz ein grosser Sporttag durchgeführt, an welchem über 200 Radfahrer teilnehmen, davon stellte das Hauptkontingent die Schweizer Sportfreunde, welche besonders in historischen Aufmachungen und Dekorationen dem 3 km langen Festzug ein besonderes Gepräge gaben.

Die Zahl der Mitglieder nahm infolge der Grenzkartenbestimmungen erheblich zu.

Das Jahr 1923 brachte vor allem eine grosse Wanderfahrt nach dem bayrischen und württembergischen Allgäu (Kempten – München – Augsburg – Ulm – Konstanz).

Im Jahre 1924 wurde Sportkollege Carl Lenz 1. Vorstand, Bernhard Hagen 2. Vorstand, Schellhammer 1. Schriftführer, Blättler 2. Schriftführer, Otto Rieble Kassier, Helmut Hienerwadel l. Fahrwart, Julius Martin 2. Fahrwart und gleichzeitig Reigenleiter. Bannerwert Otto Vogelbacher.

In der Versammlung vom 6. Juni wurde die Höchstzahl neuer Mitglieder nämlich 153 aufgenommen.

Die Generalversammlung des Jahres 1925 zeigte den höchsten Mitgliederstand mit 1435 Mitglieder.

Die Vorstandswahl brachte folgende Änderungen:

  • 1. Vorstand: Bernhard Hagen
  • 2. Vorstand: Thomas Blättler
  • 1. Schriftführer: Georg Ziemehl
  • 2. Fahrwart: Willi Schildknecht
  • Reigenleiter: Sauter

Der langjährige Vorstand Carl Lenz war zurückgetreten.

In der Zeit vom 26. bis 31. Juli 1925 wurde eine Wanderfahrt über den Klausenpass unternommen an der 9 Sportfreunde teilnehmen: Martin, Blättler, Otto Rieble, Erwin Rieble, Willi Schildknecht, Christian Rau, Hertrich.

Im Jahre 1926 wurde der grosse deutsche Radsporttag in Meiningen besucht. Teilnehmerzahl 15 (Hagen, Blättler, Martin, Rieble, Lenz, Vogelbacher, Degen, Hilber, Bopp, Schreiber, Willi und Eugen Schildknecht, Utz, Müller, Hensler). Es wurde der 1. Korsopreis, der Schmuckpreis, und der l. Weitpreis errungen.

Auf Wunsch der aktiv sporttreibenden Damen gründete sich eine Damenabteilung, als deren erste Präsidentin Frau Else Hagen gewählt wurde. Die Arbeiten der Damenabteilung wirkten sich als sehr vorteilhaft für den Verein aus.

Die Vereinigung des alten Velo Klub Konstanz und des Velo Klub Petershausen fand im Jahre 1927 statt. Der Velo Klub Petershausen nahm den Namen des alten Velo Klub Kenstanz 1892 an. Die lebenden Mitglieder wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es sind dies die Herren Mannhart, Wolf, Ruppaner, Oschmann, Dauner, Juwelier Müller, Selig und Wirth.

Im gleichen Jahre wurde auch das Bundesfest in Volkertshausen besucht und der Korso bei strömenden Regen gefahren. Zum ersten mal trugen die Fahrräder den Konstanzer Wappenschmuck.

Auch das Ostschweizerische Radfahrfest in Rohrschach wurde besucht und von einigen Mitgliedern eine Wanderfahrt nach Tirol unternommen vom 6. bis 14. August. Martin, Otto Rieble, Hagenauer, Knoblauch.

Das Jahr 1928 verzeichnete die Gründung einer Damenreigenmannschaft, eine rege Vereinstätigkeit und eine grosse Wanderfahrt über den St. Gotthard (Teilnehmer: Martin, Degen, Hilber, Rieble, Schiess) sowie eine Wanderfahrt über den Klausenpass (Blättler, Frau und Tochter, Frl. Keller, Willi Schildknecht und Sterk).

Der grosse Radsporttag 1928 an welchem die gesamten Meister im Saalsport Deutschland, Schweiz und Österreich teilnahmen und vom Velo Klub veranstaltet wurde bedarf der Erwähnung.

Ein klassisches Strassenfahren "Rund um den Bodensee" um den grossen Opelpreis war mit über 400 Fahrer besetzt. Start und Ziel Reichenaustrasse (Zahnfabrik).

Im Jahre 1929 wurde Erwin Rieble in den Verwaltungsrat berufen und als Schriftführer gewählt. Bis zum Beginn des Krieges bzw. seiner Einberufung hat Erwin Rieble mit seltener Pflichttreue und Arbeitsfreudigkeit im Verwaltungsrat als Schriftführer und später als Hauptkassier dem Verein dauernde Dienste geleistet.

Erstmals fand 1929 ein grosser Volkssporttag in Konstanz statt, bei dem der Velo Klub sehr aktiv mitwirkte.

In diesem Jahre wurden mit der Stadtverwaltung Unterhandlungen aufgenommen wegen Erbauung einer Radrennbahn und wurde die Kiesgrube in der Beethovenstrasse hinter der Friedrichsbank vorgeschlagen, aber vom Stadtrat wiederholt abgelehnt.

Erwähnt sei noch die Wanderfahrt über den Oberalpass, Furkapass, Grimmelpass und Brünningpass (Teilnehmer: Martin, Degen, Hilber, Schildknecht, Otto Rieble) vom 3. bis 10. August.

In der Generalversammlung des Jahres 1930 (12.01.) wurden als Reigenleiter Georg Knittel und Willi Schildknecht gewählt.

Wegen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen mussten grössere Veranstaltungen unterbleiben.

Dem Stadtrat wurde das zweite Angebot wegen Bau einer Radrennbahn gemacht, Kiesgruben im Horn, aber wieder abgelehnt.

Im Jahre 1931 trat Altkassier Otto Rieble zurück und als Nachfolger wurde Sportkollege Ferdinand Ketterer gewählt, der eine ganze Reihe von Jahren das nicht leichte Amt eines grossen Sportvereins mit grosser Zuverlässigkeit versah.

Im gleichen Jahre wurde die Raddiebstahlversicherung für alle Mitglieder eingeführt. . Eine Wanderfahrt über Lenzerheide, Tiefenkastl, Julierpass, St. Moritz, Inntal, Landeck und Arlberg unternahmen in der Zeit vom l. bis 8. August einige Kameraden (Martin und Rieble).

Am 18.12.31 wurde das neue Vereinslokal "Hintere Sonne" bezogen. Das Jahr 1932 brachte eine grosse Teilnehmerzahl zum Bundesfest nach Schutterwald, wo die Damen in Konstanzar Tracht auftraten. 1. Korsopreis und Dekorationspreis erhielt der Verein. Am 28. Mai des gleichen Jahres wurde das 4o jährige Vereinsjubiläum im engsten Mitgliederkreise gefeiert. Sportkamerad Blättler hielt die Gedenkrede.

Mit Gründung der Reigen- und Radball-Mannschaft brach sich immer mehr der Gedanke Bahn, dass ohne eine eigene Sporthalle ein ordnungsmässiger Sportbetrieb sich auf die Dauer nicht ermöglichen lasse, nachdem von Seiten der Stadtverwaltung und den Schulen bei der Benutzung der Turnhallen dauernde Beanstandungen erfolgten. Man trat deshalb im Jahre 1931 an die Stadtverwaltung heran um Überlassung eines passenden Sportplatzes zwecks Erbauung einer eigenen Sporthalle. Zwei volle Jahre mussten wir einen aufreibenden Kampf mit den Stadtvätern führen um ein paar qm Boden für den Bau einer eigenen Sporthalle zu erhalten. Obwohl wir keine Mittel von der Stadtverwaltung wollten, war man uns gegenüber sehr misstrauisch und wir nicht nicht glaubwürdig genug, was von Seiten der Stadtväter unserem Sport gegenüber kein nobles Verhalten war.

Die Halle wurde dann aber, Dank einer grosszügigen Unterstützung des Oberbadischen Radfahrerbundes, der J.B.R.V. und eigener Mitglieder trotzdem gebaut.

Es muss als ein bleibender Verdienst des damaligen Verwaltungsrates insbesondere des Vorstandes Bernhard Hagen bezeichnet werden, dass trotz aller Schwierigkeiten der Bau der Halle in verhältnismässig kurzer Zeit fertiggestellt werden konnte, so dass die Einweihung am 23. Oktober 1932 erfolgen konnte. Den meisten Sportkollegen und Kolleginnen ist dieser Festtag noch in lebhafter Erinnerung.

Die Sporthalle eröffnete dem Verein auch die Ära der grossen Siege auf dem Gebiete des Radballsportes. Mit Einweihung der Halle war auch die Einweihung des Gedenksteines verbunden, auf dem die 7 Namen der im Weltkrieg 1914/18 gefallenen Kameraden verzeichnet sind.

In der Zeit vom 6. bis 11. Juli 1932 fand in Weimar der grosse Radwandertag statt unter Beteiligung einer Anzahl Sportkollegen.

Im Jahre 1933 fand erstmals der Tag der deutschen Radfahrer statt.

Die jährlich in der Internationalen Bodensee Vereinigung durchgeführten Blütenfahrten "Rund um den Bodensee" erfreuen sich regster Teilnahme – umso mehr als jedes Jahr die Fahrtroute einen anderen Endzielort vorsah. (einmal Rohrschach, Bregenz, Lindau, Konstanz) Eine Wanderfahrt brachte einige Sportkameraden durch das Donautal in das württembergische und bayrische Allgäu nach Oberstdorf, Sturmmannhöhle und Nebelhorn. (26.08. bis 02.09., Teilnehmer Rieble und Martin).

Im Jahre 1933 trat Sportkollege Hagen als Vorstand zurück, weil er das Fachamt im Deutschen Radfahrer Verband übernehmen musste. An seiner Stelle wurde Thomas Blättler zum 1. Vorstand und Georg Ziemehl zum 2. Vorstand gewählt. Unser Sportkollege Blättler, der leider nicht mehr unter uns weilt, schwang mehrere Jahre kräftig die Präsidentenglocke. Unter seiner Amtsführung als 2. Vorstand fällt eine Reihe gut vorbereiteter Radfahrerfeste, Weihnachtsfeiern mit grossen Theatervorführungen, Fastnachtveranstaltungen usw. wie derselbe bereits in den Jahren 1925 bis 1933 die grossen Weihnachtsfeiern oder Kinderfeiern vortrefflich organisatorisch leitete. Wir dürfen an Schneewittchen, Erbhofbauer usw. erinnern.

Die Eingliederung des Vereins in den Deutschen Radfahrerverband ging reibungslos vor sich. Sie brachte zwar vereinsmässig keine besondere Vorteile, weil sie uns finanziell sehr schwächte. Im Interesse der Einigung aller Sportvereine unter eine deutsche Spitzenorganisation musste aber dieses Opfer gebracht werden. Auch die im Radsport nicht wegzudenkenden Korsos, die demonstrativen Paraden des Radsports, wurden aus nicht verstandenen Gründen verboten. Damit ging ein wesentlicher Teil des Radsportes verloren, 1934 wurde zum ersten mal der erste Schritt für Jugendfahrer von 14-18 Jahren durchgeführt.

Bei der Begrüssung des Reichssportführer im April 1934 durch die Konstanzer Sportvereine war der Velo Klub mit 12 Sportkollegen vertreten.

Im Juli 34 beteiligte sich der Verein mit 20 Sportkollegen am Ostgau-Verbandsfest in Wil und errang den 2. Korsopreis. In der Generalversammlung vom 24.11.34. wurden der 1. Vereinsführer Thomas Blättler und der 2. Vereinsführer Georg Ziemehl wiedergewählt. Nach den neuen Bestimmungen des D.R.V. wurden folgende Sportkollegen in den Führerstab berufen:

  • Erwin Rieble: Schriftführer
  • Ferdinand Ketterer: Kassier
  • Julius Martin: Sportvorsitzender

in den Beirat werden berufen:

  • Helmut Hienerwadel als Jugendleiter
  • Otto Vogelbacher Bannerwart
  • Georg Knittel Reigenleiter
  • Richard Ehrle 2. Fahrwart

Hagen Bernhard, Rieble Otto, Hilber Bruno, Köberlin Willi, Ley Hermann, Burggraf Heinrich, Kaiser Hans, Oettinger Adolf, Müller Robert, Steckeler Gust., Grupp August.

Kassenrevisoren: Emil Hagen, Josef Zimmermann, Föhringer, Thalemer und Beschle.

Der bisherige 1. Vorsitzende Bernhard Hagen wird in Anbetracht seiner Verdienste um den Verein zum 2. Ehrenpräsidenten ernannt.

Am 01.05.35 wurde zum ersten mal das Rundstreckenrennen (Kriterium) durchgeführt und zwar auf der Strecke Brauneggerstrasse, Schulstrasse, Schottenstrasse, Gartenstrasse mit Ziel und Start Brauneggerstrasse. Wider Erwarten findet das Rennen bei der Konstanzer Bevölkerung grossen Anklang und hatte einen guten Erfolg.

Im Herbst soll dieses Rennen wieder durchgeführt werden.

Am 7. April wurde die Bezirksmeisterschaft im Radball, Reigenfahren und Kunstfahren durchgeführt.

Bezirksmeister im Radball wurde die Mannschaft: Karl Kaiser-Walter Stöckle. Im Reigenfahren: die Mannschaft des Velo Klub, im Einer-Kunstfahren Hermann Müller.

Damit haben diese Mannschaften das Recht zur Teilnahme an der Austragung der Gaumeisterschaften in Karlsruhe. Am 25. Stiftungsfest in Orsingen nahm der Verein ausser Konkurrenz teil.

Am 6. und 7. Juni nahm die Jugendreigenmannschaft und die 2. Radballmannschaft am Fest des Ostgaues in S.R.B. in St. Margarethen teil. Die Radballmannschaft Stöckle-Kaiser konnte den 5. Platz belegen.

Generalversammlung vom 03.12.35. Der erste Vorsitzende Sportkollege Blättler, inzwischen zum Krim. Kommissar befördert, wurde seine Versetzung in Aussicht gestellt, musste seine Wiederwahl ablehnen. An seiner Stelle wurde Sportkollege Adolf Oettinger zum 1. Vorsitzenden gewählt. Als 2. Vorsitzender wurde Georg Ziemehl wiedergewählt. Im übrigen wurde der bisherige Verwaltungsrat bestätigt.

Erwin Rieble, der als Geschäftsführer auch gleichzeitig Kassier war, gab dieses Amt ab, an seiner Stelle wurde Hans Kaiser Kassier. Ernst Hausmann wird als Vertreter der Rennfahrer in den Verwaltungsrat neu berufen.

3 Radballmaschinen werden neu angekauft zum Preise von je Mk. 157.-. Bei den Gaumeisterschaften konnte die 1. Radballmannschaft den 5. Platz belegen. Die Jugendradballmannschaft konnte ihren Gegner 9:1 überfahren.

Diese Jugendradballmannschaft Stöckle Walter-Karl Kaiser konnte sich durch diesen Sieg an der Austragung der deutschen Meisterschaften beteiligen und wurde nach hartem Kampf deutscher Jugendmeister. Es ist damit zum ersten mal in der Geschichte der Stadt Konstanz gelungen, dass von Konstanzern eine deutsche Meisterschaft errungen wurde. Grossartiger Empfang der beiden jungen Sportler unter Beteiligung der Stadtkapelle wurde geboten. Stadtrat Ziemehl hat als Respezient für Spiel und Sport mit dem Reigenleiter Georg Knittel die beiden Sportler dem Herrn Oberbürgermeister vorgestellt, der den beiden jungen Meistern die herzlichsten Glückwünsche zu ihrem Erfolg ausgesprochen hat.

Weitere Glückwünsche sind eingegangen von Radfahrgauführer Josef Stihl, der Radfahrerkreisführer Helmut Hienerwadel. Ein Schreiben des Herrn Oberbürgermeister, ein Glückwunschschreiben des Radf. Verein Constantia, vom Radfahrerverein Sturm Pforzheim-Brötzingen und vom Radfahrerverein Schwabisch Gmünd.

In der Bezirksversammlung wird dem Velo Klub für Erringung der Deutschen Meisterschaft eine künstlerisch gefertigte Urkunde in wundervoller Ledermappe überreicht.

Sportkollege Hilber ist durch seine Versetzung nach Stuttgart aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden.

In der Generalversammlung vom 07.11.36. wird der 1. und 2. Vorsitzende wiedergewählt. Sportkollegen Ivo Isele, Rudolf Kaiser, Walter Stöckle und Holenstein werden neu in den Verwaltungsrat berufen. Sportkollege Schweller wird Schriftführer, während der bisherige Schriftführer zum Geschäftsführer bestellt wurde.

Das Jahr 1938 brachte grosse persönliche Verluste für den Verein. Am 9. Oktober starb Sportkollege Thomas Blättler. Ein schwerer Verlust bedeutete sein Hinscheiden für uns. Als langjähriges Verwaltungsratsmitglied und als Vereinsführer galt seine Fürsorge seinem Velo Klub. Seine Verdienste um den Velo Klub sind aber mit ehernen Buchstaben in die Geschichte des Velo Klub eingeschrieben und stets wird Thomas Blättler ein leuchtendes Vorbild an Pflichttreue sein.

Kurze Zeit darauf am 23. Oktober starb unser Verwaltungsratsmitglied Ivo Isele. Auch er ist lange Jahre treu in unseren Reihen gestanden und hat überall mitgewirkt wo er gerufen wurde.

Unser Kollege Erwin Rieble, der als Geschäftsführer auch Kassier war wurde dieses Amtes enthoben und Sportkollege Köberlin mit diesem Amt betraut.

Generalversammlung vom 13.11.38: Der bisherige 1. Vorsitzende Sportkollege Oettinger möchte nicht mehr gewählt werden und bittet die Versammlung einen Jüngeren zu wählen und schlägt Sportkollege Bernhard. Hagen vor, der einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt wird. Sportkollege Schweller tritt von seinem Amt als Schriftführer zurück an seine Stelle tritt Erwin Rieble.

Inzwischen kämpfen sich die jungen Radballer Stöckle-Kaiser immer weiter vorwärts. Bei den verschiedenen Turnieren in Breslau, Nürnberg, Leipzig, Schweinfurt, Riedmatt und St. Georgen konnte die Mannschaft den 1. bis 3. Platz belegen. Bei einem Radball Turnier in Zürich den 1. Platz, in Chemnitz den 2. Platz in Mühlhausen Els. den 1. Platz.

Inzwischen ist der 2. Weltkrieg ausgebrochen. 41 Mitglieder des Vereins werden zum Heeresdienst eingezogen.

Beim Reichstreffen in Köln wird der Gau Baden durch die Radball-Spieler Karl Kaiser und Walter Stöckle sowie Petermann-Göppert vertreten. Unter 35 Gegnern konnte Kaiser-Stöckle den 2. Platz belegen.

Der Länderkampf Schweiz-Deutschland wurde von Kaiser-Stöckle mit 6:2 gewonnen.

Im Radballturnier Augsburg-Fürth 1940 konnte die Mannschaft Stöckle-Göppert den 2. Platz belegen.

Bei Austragung der Deutschen Meisterschaft im Radball errang die Mannschaft Stöckle-Rudolf Kaiser unter 32 Gegnern den 5. Platz und so ging es weiter trotz des Weltbrandes von Sieg zu Sieg.

Gebietsmeister werden im Radball Göppert-Dannecker.

Das Aborthäuschen beim Waldheim, ausgeplündert und dem Verfall nahe, wurde um zu erhalten was noch zu erhalten war von der Stadtverwaltung angekauft und vollständig mit einem Aufwand von nahezu 900.- RM instand gesetzt. Sportkollege Otto Rieble hat hierzu seine Zeit uneigennützig reichlich zur Verfügung gestellt. Auch das Sitzungszimmer wurde ausgebaut wozu sich die Sportkollegen Ketterer, Thoma, Köberlin, Martin, Hagen, Otto Rieble und Ziemehl zur Verfügung stellten.

Die Abendausfahrten mussten wegen Verdunklung eingestellt werden.

Zur Metallsammlung wurden 19 kg Pokale und Becher abgegeben.

Am 29.07.41. fällt Rudolf Kaiser als Gefreiter und Meldereiter in einem Regimentsstab als erster des Vereins. Im November 1940 wurde ihm noch Urlaub zur Teilnahme an den deutschen Meisterschaften gewährt, wo er mit Walter Stöckle den fünften Platz belegen konnte. Mit ihm ist ein hoffnungsvoller Sportler von uns gegangen.

Am 9. und 10. August 1942 wurde in aller Einfachheit und der Zeit entsprechend das 50 jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Die Sporthalle war festlich geschmückt und die Feier nahm einen schönen Verlauf. Die Mitglieder Ernst Wetzel, Maurus Zureich, Anton Waibel., Karl Lueger, Wilhelm Bohe und Wilhelm Köberlin wurden mit der goldenen Nadel ausgezeichnet.

Am 14.08.41. mussten wir Ehrenmitglied Helmut Hienerwadel die letzte Ehre erweisen. Er war Mitbegründer des ehemaligen Velo Klub 04 Petershausen und langjähriges Verwaltungsratsmitglied.

Am 17.11.41. wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Konstanzer Radfahrer Vereine und unter Leitung unseres Vereinsführer Bernhard Hagen im oberen Konzilsaale eine Grossveranstaltung durchgeführt die weit über dem Durchschnitt stand, an der Sportler von internationalem Ruf teilnehmen, so Osterwalder-Gabler, Siemeth-Hellwig aus Leipzig, die Strassburger Doell-Ferrand, im Kunstradfahren die Züricher Masseretti und Liesel v. Kenel, die Frankfurter Mädels Braun-Peters, im Rollschuh-Kunstlauf Olga Baumann Zürich und Irma Geier und die Konstanzerin Ingeborg Summ. Irma Geier und Jakob Geier errangen einen starken Erfolg im Paarlauf unter dem Motto "Einst und Jetzt". Der Südkurier schreibt: Wenn die Konstanzer Radfahrer Vereine unter der tüchtigen Leitung von Bernhard Hagen eine Veranstaltung durchführen so hat sie Format und es dürfte kaum eine andere Stadt geben, die ein derartiges Programm zustande bringen würde, noch dazu unter den gegenwärtigen Verhältnissen. Das Konzil war überfüllt und es war im ganzen ein ganz grosser Erfolg.

Kurz vor Kriegsschluss ist unser Sportkollege Walter Stöckle einer schweren Verwundung erlegen. Auch mit ihm ist ein hoffnungsvoller Sportler und Radballspieler aus unseren Reihen geschieden, der mit Karl Kaiser 1936 deutscher Jugendmeister wurde und später noch manchen Kampf mit Erfolg für den Velo Klub entscheiden konnte.

Um einen engen Kontakt mit den in der Heimat verbliebenen Mitglieder aufrecht zu erhalten traf man sich jeden Monat mit Angehörigen in der Sporthalle. Unentwegte (Hans Kaiser, Köberlin, August Grupp, Julius Martin, Bernhard Hagen) sogar unter dem Wunsch zum Jassen.

Mit den Schülern und Jungen wurde immer noch fleissig geübt, hatten sich doch sehr gute Polo-Mannschaften gebildet. (Ilse Stöckle, Ruth Melber, Frau Fini Schildknecht-Johanna Deinhard).

Das Maschinenmaterial war noch sehr gut erhalten, doch erschlaffte Ende 44 langsam der ganze Sportbetrieb. Was über Deutschland herein brach war der völlige Zusammenbruch.

Im Jahre 45 wurde die Sporthalle durch Angehörige der Besatzungstruppen gewaltsam erbrochen, vorhandenes Maschinenmaterial zerstreut. Ein Teil konnte wieder beigebracht werden.

1947 wurden die Radsportvereine durch die Sportkollegen Oettinger, Huber, Gersbacher, Bernhard Hagen, Willi Köberlin, Späth als Interessengemeinschaft aller Radsportvereine Konstanz gegründet.

Man glaubte im Radsport auf breiter Basis mit einem Verein als Gesamtvertreter aller Radfahrervereine die Basis einer Gemeinschaftsarbeit gefunden zu haben. Aber weit gefehlt, ein grosser Teil der Mitglieder der Stammvereine, ebenfalls Mitglieder der Solidarität hielten sich fern.

Der gegründete Radsportverein bestand zu 95% aus Mitgliedern des Velo Klub, der Rest aus Mitgliedern der Constantia und Wanderlust. Georg Knittel wurde zum Vorstand gewählt. Lebensfähigkeit war diesem Gebilde nicht beschieden.

Im Jahre 1950 im Monat November wurde der Velo Klub 92-04 ins Leben gerufen

Als Präsident wurde Ehrenpräsident Bernhard Hagen gewählt, als dessen Stellvertreter Willi Köberlin.

  • 1. Schriftführer: Erwin Hieble
  • 2. Schriftführer: Georg Ziemehl
  • l. Kassier: Hans Mühlbacher
  • 2. Kassier: Josef Elbs
  • l. Fahrwart: Eugen Hensler
  • 2. Fahrwart: Max Müller
  • Beigenleiter: Willi Knittel
  • Für Rennen: Ludwig Autengruber
  • Bannerwart: Otto Vogelbacher
  • Beisitzer: Andreas Wagner, Ferdinand Ketterer, Willi Dannecker, Karl Kaiser, Hans Kaiser, Julius Martin, Theodor Heinrich, August Grupp, Otto Rieble, H. Reiser,, Alfred Hannauer und Adolf Oettinger.

Es galt wieder festen Fuss zu fassen und aufzubauen. Ein grosser Teil des alten Stammes fand sich wieder in unsere Reihen.

1951 wurden neun Saalmaschinen angeschafft und auch im Saalsport aufgebaut.

1952. Das alte Vereinslokal war noch nicht frei und so wurde vorerst die Wirtschaft "Zum Zeppelin" als Vereinslokal bestimmt, wo wieder regelmässig die Monatsversammlungen abgehalten wurden. Vereinsschränke und Inventar wurden von der Wallgutschule, wo sie verlagert waren, wieder in die Sporthalle verbracht.

In der Generalversammlung wurde die Vorstandschaft bestätigt, neu in den Verwaltungsrat wurden gewählt Georg Knittel und Weber. Sportlich konnten unsere Mannschaften im Radball den Anschluss wiederfinden. Für den unersetzlichen Walter Stöckle ist Willi Dannecker mit Karl Kaiser gepaart. Diese Mannschaft geniest im ganzen Bundesgebiet einen sehr guten Ruf.

Willi Knittel führt erfolgreich den Saalsport und hat jetzt wieder eine gute Jugendreigenmannschaft aufgebaut.

Ich möchte lediglich an den geschichtlichen Rückblick noch einige grundsätzliche Gedanken anfügen.

Die gesellschaftliche Stellung des Velo Klub während der verflossenen 6 Jahrzehnte war eine sehr gute. Nicht selten nahm er sogar eine führende Stellung ein. Die Radler wirkten überall mit, wo es galt, dem Sport Ehre zu machen oder das gesellschaftliche Leben zu verschönern. Ich erinnere nur an die Mitwirkung der Reigen- und Radballmannschaften bei grossen Umzügen und sonstigen festlichen Gelegenheiten der übrigen Sportvereine, der Gesangvereine, der Schützenvereine und des Militärvereins.

Ihre eigenen Feste waren getragen von dem Elan der Jugend und der Begeisterung für den schönen, idealen und überaus gesunden Sport, dem eigentlich jeder Volksgenosse von Jugend auf huldigen sollte. Wie es bei einem Verein, der sich als erste Aufgabe die Pflege des deutschen Sportes gestellt hat, nicht anders sein kann, ist von jeher ein Zug vaterländischer Begeisterung und heimattreuer Anhänglichkeit durch den Veloklub gegangen.

Nie hat der Veloklub gefehlt, wo es galt der gehobenen Stimmung bei Veranstaltungen Ausdruck zu verleihen oder die höchsten Repräsentanten des deutschen Volkes oder des badischen Volkes zu ehren. Für ihn galten immer die Worte, die unser grosser Schiller in seinem Wilhelm Tell zu uns sprechen lässt:

An's Vaterland, an's teure schliess dich an das halte fest mit deinem ganzen Herzen.

Für dieses Vaterland steht der deutsche Radsportler ein in guten und bösen Tagen. Des Frühlings Blüte, der Sommersonne Glanz, des Herbstes goldene Früchte, des Winters Reize und der deutschen Erde Pracht begleiten ihn auf seinen Fahrten durch sein schönes Konstanz an den Ufern eines herrlichen Bodensees, seine deutsche Heimat und die Schweiz.

Ich wäre nun am Schluss meiner Ausführungen angelegt. Ich bin mir bewusst, dass noch manches der Erwähnung wert gewesen wäre, allein der Rückblick auf die verflossenen 60 Jahre durfte nicht zu umfangreich werden.

Wir wollen an Schlusse des Rückblickes noch der Sportfreunde gedenken, die im ersten halben Jahrhundert die Geschicke des Vereins geleitet haben. Es war oft recht schwer, das Vereinsschiff durch die brausenden Wellen einer sturmbewegten See so hindurchzusteuern, um die Erfolge zu erringen, auf die wir mit Stolz zurückblicken können.

Unser Dank und unsere Anerkennung gilt aber auch den Sportkollegen die schon der kühle Rasen deckt, die in Laufe der 6 Jahrzehnte in den Sielen der Heimat oder auf dem Felde der Ehre ihren irdischen Lauf vollendet haben.

Alle diese Kameraden sind in der Vereinsgeschichte festgehalten. Sie werden in unserem Geiste weiterleben.

Mit ganz besonderem und berechtigtem Stolz gedenken wir der grossen Erfolge unserer jungen Sportkameraden die den Namen des Veloklub und die Fahnen unserer Vaterstadt in so denkwürdiger Weise bekannt gemacht haben.

Ich möchte schliessen mit dem Wunsche, dass es dem Velo Klub 1892-04 Konstanz nie an Männern fehlen möge, die wie die seitherigen Kameraden in den kommenden Jahrzehnten das Banner vorantragen unter unserer alten Vereinsdevise:

I N    T A T    U N D    W O R T
A L L Z E I T    T R E U    D E M    S P O R T

Verwaltungsrat im Jubeljahr 1952

  • l. Präsident: Bernhard Hagen (Ehrenpräsident)
  • Stellvertreter: Wilhelm Köberlin
  • l. Schriftführer: Erwin Rieble
  • 2. Schriftführer: Georg Ziemehl
  • l. Kassier: Hans Kühlbacher
  • 2. Kassier: Josef Elbs
  • l. Fahrwart: Engen Hensler
  • 2. Fahrwart: Max Müller
  • Reigenleiter: Willi Knittel
  • Rennen: Ludwig Autengruber
  • Bannerwart: Otto Vogelbacher
  • Beisitzer: Willi Dannecker, August Grupp, Alfred Hanauer, Theodor Heinrich, Hans Kaiser, Karl Kaiser, Ferdinand Ketterer, Georg Knittel, Julius Martin, Adolf Oettinger, Otto Rieble, Kurt Weber

Ehrenpräsidenten

  • Stadtrat Carl Mannhart, Konstanz +
  • Obersekretär Bernhard Hagen, Konstanz

Ehrenmitglieder

  • Stadtrat Karl Ruppaner, Konstanz +
  • Juwelier J. Müller, Konstanz +
  • Conditormeister Fr. Dauner, Konstanz +
  • Kaufmann Ludwig Wolf, Konstanz +
  • Obersekretär Karl Selig, Konstanz
  • Kaufmann Adolf Oettinger, Konstanz
  • Hausmeister Carl Lenz, Meersburg
  • Stickermeister Ernst Breier, Konstanz
  • Kaufmann Johann Breining, Konstanz
  • Sattlermeister Adolf Datz, Konstanz
  • Ehefrau Anna Datz, Konstanz
  • Kraftfahrer Helmut Hienerwadel, Konstanz +
  • Kaufmann Bruno Hilber, München
  • Arbeiter Hermann Bauer, Konstanz +
  • Meister Ludwig Egler, Konstanz
  • Meister Wilhelm Reichle, Konstanz
  • Polizeimeister Otto Rieble, Konstanz
  • Meister Emil Schreiber, Konstanz +
  • Meister Anton Schreiber, Konstanz +
  • Kontrolleur Julius Thoma, Konstanz
  • Arbeiter Hermann Wettstein, Konstanz
  • Juwelier Einst Kreutzer, Konstanz +
  • Kaufmann Hermann Ley, Konstanz
  • Kaufmann Georg Ziemehl, Konstanz
  • Fahrradhändler Julius Martin, Konstanz
  • Krim. Inspektor Thomas Blättler, Konstanz +
  • Arbeiter Otto Vogelbacher, Konstanz
  • Hausmeister Ferdinand Ketterer, Konstanz
  • Kaufmann Karl Ellegast, Konstanz +
  • Kaufmann August Grupp, Konstanz
  • Conditormeister Wilhelm Bohe, Konstanz
  • Kaufmann Josef Stihl, Gottmadingen +
  • Stadtbaumeister Guerino Borsani, Winterthur
  • Polizist Arnold Rietmann, Kreuzlingen
  • Mechanikermeister August Krayer, Langenargen +
  • Kaufmann Karl Lueger, Konstanz +
  • Friseurmeister Anton Waibel, Konstanz +
  • Krim. Sekr. Josef Zimmermann, Konstanz +
  • Gärtnermeister Franz Reiber, Konstanz +

Konstanz, im August 1952