Südkurier: Jetzt soll’s die Jugend richten

Nach Gesamtsieg der 1000er Klasse des LBC-Cups muss sich der VMC Konstanz umorientieren
(Von Dirk Salzmann, Ausgabe vom 20.11.2004)

Sportlich können die Verantwortlichen des VMC Konstanz eine rundum positive Bilanz unter die Radsportsaison 2004 ziehen: Nach zwei gescheiterten Versuchen die 1000er Serie um den LBS-Cup von Baden-Württemberg zu gewinnen, hat es diese Saison endlich geklappt. Die Euphorie über diesen langersehnten Erfolg ist in der Zwischenzeit allerdings verflogen, denn mit Marc Benkert und Spitzenfahrer René Brotzge haben zwei Leistungsträger ihren Rückzug angekündigt. Der VMC Konstanz wird zukünftig also kleinere Brötchen backen müssen, zumal momentan auch noch ein neuer Hauptsponsor gesucht wird.

Ein Grund mehr für Team-Leiter Thomas Keck, zukünftig neue Wege zu gehen: „Wir werden verstärkt auf die eigene Jugend setzen. Es wird auch im kommenden Jahr eine 1000er-Mannschaft geben, aber durch die Abgänge werden wir das diesjährige Niveau kaum halten können.“ Auf keinen Fall werde man in der Winterpause „fremde“ Radsportler anwerben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Fahrer keinen echten Bezug zum Verein haben. Das schadet dann nur dem Teamgeist.“

Der sportliche Leiter Henry Rinklin bedauert die Entwicklung: „Klar, da blutet das Herz schon etwas. Wir haben unser Ziel erreicht, viele Fahrer haben sich verbessert. Natürlich hat man den Ehrgeiz, auf diesen Leistungen aufzubauen. Aber ich kann den Sportlern keinen Vorwurf machen“. Spitzenfahrer René Brotzge wird alters- und familienbedingt kürzer treten, nur noch vereinzelt an den Start gehen. Der einzige B-Fahrer Rob Hodgson ist nach Australien zurückgekehrt. Marc Benkert, der wie Gunnar Reese und Dirk Haffke zu den Leistungsträgern der vergangenen Saison zählte, schließt sich studienbedingt einem Club in Karlsruhe an. „Momentan müssen wir abwarten, wie sich die personelle Situation weiter entwickelt“, so Rinklin, der den Konstanzern aber weiterhin seine Unterstützung zugesichert hat.

Aufbauarbeit soll jetzt geleistet werden. „Wir haben etwa 15 Jugendliche, die jetzt gezielt gefördert werden“, erklärt Keck und hofft dabei auf eine breite Unterstützung. Ebenso Henry Rinklin: „Es ist schon schade, wenn man diese Entwicklung verfolgt. Es gibt einfach nicht genügend Eltern, Funktionäre oder Radsport-Fans, die sich engagieren. Das gilt nicht nur für Konstanz, sondern für die gesamte Region“.

Dabei sei das Interesse am Radsport ungebrochen, wie Keck beim Heimrennen auf der Konstanzer Laube erkannt hat: „Gerade der Familientag kam sehr gut an.“ Trotz des sportlichen Substanzverlustes bei den Aktiven, die Verantwortlichen des VMC Konstanz haben sich auch für die kommende Saison viel vorgenommen. „Das Radrennen auf der Laube findet natürlich wieder statt“, so Keck. Als Termin ist der 18./19. Juni geplant. Die Radsportler haben in der Zwischenzeit bereits das Training wieder aufgenommen, bereiten sich auf die neue Saison vor. „Momentan steht vor allem Konditionstraining auf dem Programm. Einige Fahrer werden dann im Frühjahr ein Trainingslager auf Mallorca absolvieren.“ Bis zum Saisonauftakt im März haben die Aktiven dann bereits 4000 Kilometer abgestrampelt, die vier Rennen um den Saeco-Pokal in der Region sollen dann die erste Standortbestimmung sein.