Südkurier: VMC Konstanz - die neue A-Klasse

Radsport-Team startet mit Neuzugang Denis Buben und dem sportlichen Leiter Henry Rinklin in die Saison
(Von Dirk Salzmann, Südkurier Ausgabe vom 14.03.2003)

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Vor zwölf Monaten hatte Team-Leiter Thomas Keck das Ziel für die kommenden drei Jahre klar formuliert: Wir wollen bis in drei Jahren in der A-Klasse fahren, also mit mindestens drei bis vier Fahrern in der höchsten Amateur-Klasse vertreten sein“, sagte der Keck damals. Die erste Etappe bestritten die Konstanzer dann auch erfolgreich, mit Max Holle und Marc Benkert stiegen zwei Fahrer in die B-Klasse auf, zahlreiche Mannschaftserfolge sorgten ebenfalls für Euphorie. Um beim Drei-Jahres-Plan im Soll zu bleiben, wurde in der Winterpause viel bewegt. Zwar wurde der Vertrag mit Max Holle nicht verlängert, dafür kann Team-Leiter Thomas Keck einige prominente Neuzugänge vermelden, die sogar den Sprung in die Amateur-Spitze erlauben.

Vor allem auf die Verpflichtung von Denis Buben sind die Konstanzer Verantwortlichen stolz, denn der aus Weißrußland stammende A-Klassenfahrer war zuletzt beim Profi Team Rothaus unter Vertrag. „Buben ist ein Glücksgriff. Er soll unsere Mannschaft anführen“, erhofft sich auch Keck einiges von dem Neuzugang. Zusammen mit Timo Fritsche (B/U 23), Marc Benkert (B), Urs Maier (C/U 23), Malte Heller (C/U 23) und Stefan Treudler (C) kann der VMC Konstanz so eine Mannschaft für die LBS-Classic Rennserie stellen. „Das kann man vergleichen mit der 2. Bundesliga“, versucht der Team-Leiter das Niveau dieser Rennserie deutlich zu machen. Mit Sven Hery (Offenburg) und René Brotzke (Zürich) kamen außerdem zwei Fahrer zur Bodensee-Mannschaft, die beim Rennen in Konstanz vergangenes Jahr Podestplätze einnahmen. Ergänzt wird die Liste der Neuzugänge durch Timo Fritsche, Urs Maier (beide Reutlingen), Steffen Schläger (Stuttgart) und Steve Niedermayer (Konstanz), die zusammen mit den bisherigen VMC-Fahrern beim „LBS-Cup 1000 km“ das Niveau des Vorjahres (Rang zwei in der Team-Gesamtwertung) halten sollen.

Die wohl entscheidenste Neuverpflichtung beim VMC Konstanz sitzt allerdings nicht im Rennsattel, sondern soll als sportlicher Leiter das Niveau der Fahrer verbessern. Henry Rinklin aus Dettingen, ehemaliger Profi und Weltklassefahrer, hat mit dem VMC Konstanz einiges vor. „Erfahrung ist alles im Radsport. Ich setzte mich für diesen Sport ein, will Grundlagen schaffen, von denen ich selbst profitiert habe“, erklärt Rinklin, der bei den Technischen Betrieben in Konstanz Abteilungsleiter ist.

Der Singener fand 1971 als 13-Jähriger zum Radsport. „Ein Schulkollege hat mit seinem Rennrad bei den Mädchen mächtig Eindruck gemacht. Da wollte ich es wissen, darum habe ich ihn herausgefordert.“ Rinklin gewann – mit „Birkenstockschuhen und meinem Karstadt-Renner“, wie er sich erinnert. Der Vater wurde anschließend so lange bearbeitet, bis er dem Junior ein Rennrad kaufte, womit der sportliche Werdegang programmiert war. Vier Jahre später wurde das Naturtalent unter anderem Junioren-Weltmeister im Punktefahren auf der Bahn. Später, nach einigen Jahren als Amateur entschloss er sich 1980 Profi zu werden. „Als klar war, dass die Olympischen Spiele in Moskau von den westlichen Ländern boykottiert werden würden, ich also nicht starten durfte, wurde ich Profi“, erinnert sich der verheiratete Familienvater an die damaligen Umstände.

Die richtige Entscheidung, denn neben Etappensiegen bei der Deutschland-Rundfahrt, dem Gewinn des Berg- und Punktetrikots bei der Tour de Suisse und Erfolgen bei Sechs-Tage-Rennen stehen auch ein 3. Platz im WM-Punktefahren und ein Weltpokal-Vizetitel auf der Erfolgsliste des heute 45-Jährigen. „Es war eine schöne Zeit.“ Sein Kindheitstraum, der Gewinn der Tour de France, ging zwar nicht in Erfüllung, 1981 reichte es aber immerhin zur Teilnahme am größten Radsport-Spektakel der Welt. 1988 sorgten Sitzbeschwerden schließlich für den Rücktritt. „Ich war dann zwei Jahre lang sportlicher Leiter beim Bundesliga-Team der RSG Böblingen.“ Fast wäre Rinklin sogar Bundestrainer geworden, nach dem Mauerfall war die Ost-Konkurrenz für diesen Posten allerdings zu groß. Stattdessen nahm er eine Auszeit, erst im vergangenen Jahr kehrte er auf die Radsportbühne zurück: als sportlicher Leiter der Radrennbahn Singen. „Ich will der Jugend helfen“, begründet er sein Comeback, dem jetzt das Engagement für den VMC Konstanz folgte. „Die Bedingungen sind hier einfach optimal. Ich hoffe außerdem, dass ich auch den ein oder anderen Konstanzer für das Bahnfahren gewinnen kann, denn das ist das optimale Training für die Straße, das haben auch die ganz Großen der Szene gemacht.“

Sportlich will Rinklin die erste Mannschaft in der neuen „Radklasse“ zunächst etablieren, weitere Fahrer in die B-Klasse und sogar in die A-Klasse führen. Neben den Rennen um den LBS-Classic-Cup ist natürlich das Heimrennen in Konstanz (14./15. Juni) einer der Saisonhöhepunkte. Und wer weiß, vielleicht wird in einigen Jahren einer der VMC-Fahrer in Rinklins Fußstapfen treten – bei der Deutschland-Rundfahrt, der Tour de Suisse oder gar der Tour de France.