Berichte vom Konstanzer Radrennen

Spannende Radrennen beim Großen Preis der Volksbank Konstanz-Radolfzell vor 3000 Zuschauern
(Südkurier, Ausgabe vom 19.06.2000)

(fei) Spannend ging es zu bei der 24. Auflage des "Großen Preis der Volksbank Konstanz-Radolfzell". 3000 Zuschauer sahen begeisternde Rennen rund um die Laube. Bei der Elite setzte sich Thomas Senski aus Baden-Baden durch. Der Konstanzer Ralf Liehner mußte seine Hoffnungen nach einem Sturz begraben.

Nachdem bei der Jugend der Titel an Thorsten Struch (RSV Stuttgart) ging und bei den Junioren der Ravensburger David Heine siegte, verwies in der Klasse Frauen/Juniorinnen die Vorjahressiegerin Jutta Schubert (GAT Kempten) mit ihrem vierten Konstanzer Sieg in Folge die amtierende Deutsche Meisterin Sarah Düster (RU Wangen) auf den zweiten Platz.

Die etwa 3000 Zuschauer, die den Weg bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen an die Laube gefunden hatten, fieberten der Hauptattraktion des Tages entgegen: Das Rennen der Elite mit dem Bahnen-Weltmeister Carsten Podlesch stand um 19 Uhr auf dem Programm. Und dort zeigte sich schnell, welche Fahrer zu den Favoriten gehören sollten. Während der ersten fünf Runden setzte sich der aus Konstanz stammende Ralf Liehner (RV Schindele Ravensburg) gemeinsam mit Harry Trumheller (RSV Osterweddingen) vom Feld ab an die Spitze. Die beiden verstanden es lange Zeit sehr gut, ihren ungewöhnlich früh herausgefahrenen Vorsprung zu behaupten. Doch plötzlich, nach etwa 20 Runden, stürzte Liehner aus unersichtlichen Gründen an der Spitzkehre am Schnetztor. Er verletzte sich nicht, das Rennen konnte weitergeführt werden, doch wie und warum dieser Sturz passierte, konnte sich selbst der sportliche Leiter des Rennens, Thomas Keck, nicht erklären. Diesen Ausrutscher und die Tatsache, dass der frühe Ausbruchversuch von Liehner und Trumheller sehr Kräfte raubend gewesen war, nutzten in der 23. Runde des Rennens Thomas Senski (RSG Ried Rastatt) und Thomas Pfistner (RSV Yburg Steinbach) aus.

Die beiden Badener rollten das Feld von hinten auf, setzten sich an die Spitze und überrundeten sogar bis auf sechs Fahrer die gesamte Konkurrenz. In einem spannenden Schlussspurt sicherte sich Senski den Gesamtsieg des 73-Kilometer-Rennens in 1:54:37 Stunden vor Pfistner. Den dritten Platz machten wenig später die sechs tapferen Fahrer, die der Überrundung entgehen konnten, unter sich aus.

Im Kampf um Rang drei demonstrierte das Team Hohenfelder Cocorde von Carsten Podlesch eine taktische Meisterleistung und verhalf somit dem Schweizer Daniel Äeschlimann zum letzten freien Platz auf dem Treppchen. Dass mit Thomas Senski, dem ehemaligen Deutschen Hochschulmeister und Sieger der Freiburger Nacht im vergangenen Jahr, ein "Urbadener", so Keck siegte, freute den sportlichen Leiter "ganz besonders". Der Sieg Senskis, der sich allein, ohne Teamunterstützung, gegen die vielen Mannschaften durchsetzte, bezeichnete Keck als "Topleistung". Der Mann, auf den alle Augen gerichtet waren, der Weltmeister Podlesch, landete am Ende auf Rang 20, im Feld. Ihm steckten wohl noch die vielen Reisekilometer in den Knochen, die er von Leipzig, wo er am Freitag ein Rennen gefahren war, in den Knochen. Bereits am Sonntag war er wieder einige Kilometer weiter, in Düsseldorf, bei einem Rennen am Start.

Aus der Region überzeugten Holger König und Benjamin Sessler vom RSC Sigmaringen auf den Rängen sieben und zwölf. Vom VMC Konstanz wurden Pascal Botzke 30., Nicol Messmer 32. und Bernd Fidelak 34.

Keck träumt von Jan Ulrich
(Südkurier, Ausgabe vom 21.06.2000)

(Ingo Feiertag) Grillbuden, Kuchenstände und ein Getränkeausschank vor der Lutherkirche. Musik aus zahllosen Lautsprechern, die die Laube überflutete. Am Wochenende belebte die typische Stimmung des Internationalen Konstanzer Radrennens die Innenstadt. Zum 24. Mal waren Spitzenradsportler aus ganz Europa an den Bodensee gereist, um auf der Laube ihre insgesamt 50 Runden zu drehen. 340 Teilnehmer saßen heuer im Sattel und der sportliche Leiter der Veranstaltung, Thomas Keck, hatte etwas Außergewöhnliches geschafft: Zum ersten Mal nahm ein amtierender Weltmeister am "Großen Preis der Volksbank Konstanz-Radoifzell" teil.

Der Zuschauermagnet, von Keck als "Jan Ullrich der Bahn" bezeichnet, hieß Carsten Podlesch aus Berlin und landete auf Rang 20. "Er hat wenig Chancen gehabt, seine Leistung zu präsentieren. Sobald er einen Angriff startete, hingen ihm alle anderen am Hinterrad", so Keck. Also beschränkte er sich auf die Taktik und brachte einen seiner Teamkollegen, Daniel Aeschlimann, als Dritten ins Ziel. Während der organisatorische Teil der Veranstaltung reibungslos über die Bühne ging, gab es ein kleines Handicap: Der teilweise sehr unebene Straßenbelag der Laube. Besonders auf Höhe der Start-Ziel-Geraden und bei der Spitzkehre am Schnetztor war es für die Sportler nicht einfach, ohne Sturz zu sprinten.

Diese schmerzliche Erfahrung musste der Konstanzer Ralf Liehner machen. Mitte des Rennens lag der Starter des Teams Schindele Ravensburg in Führung, als er an der besagten Schnetztor-Spitzkehre stürzte. "Der Belag war uneben, und dann hat sich mein Vorderrad quer gestellt", so der frustrierte Fahrer. Der Frust über das Ausscheiden in aussichtsreicher Position war auch der Grund dafür, dass Liehner nach dem Sturz sofort verschwunden war. Der hohe Druck vor heimischer Kulisse schien Liehner nicht gut zu bekommen: "Ich war übermotiviert, wollte es besonders gut machen. Schließlich hatte ich auf der ganzen Strecke meine Fans."

Leichte Blessuren an den Halswirbeln hatte Liehner davon getragen, doch beim Rennen am Donnerstag in Singen wird er bereits wieder starten. Derzeit zerbricht sich Thomas Keck den Kopf darüber, wer im kommenden Jahr, beim Jubiläumsrennen an den Start gehen wird. Vielleicht lässt er sich für die Konstanzer Radsportfreunde zur 25. Ausgabe etwas Besonderes einfallen.